Es gibt ja diese Geschichte, dass manche Leute glauben oder glaubten, wenn man ein Foto von einer Person aufnimmt, klaut man ihr die Seele und kann Kontrolle über sie erlangen. In der Bundespolitik würde ich so etwas vielleicht von den Violetten erwarten, die ja für spirituelle Politik stehen und sich vor allem um das Seelenwohl der Menschen kümmern wollen. Nun erzählen so etwas aber auch die Grünen in einer aktuellen Pressemeldung:
Wir stellen uns dagegen, dass ein Unternehmen den öffentlichen Raum im Netz privatisiert.
Das Fotografieren des öffentlichen Raums erstellt ja aber nur eine Kopie, ein Abbild des öffentlichen Raumes. Da dadurch kein anderer daran gehindert wird, den öffentlichen Raum für seine eigenen Zwecke zu nutzen, kann man hier ja wohl kaum von einer “Privatisierung” sprechen.
Also mal ehrlich, so langsam sollte das im 21. Jahrhundert in den Köpfen der Leute doch angekommen sein: Wenn man etwas kopiert, wird das Original nicht beeinträchtigt. Kopien vervielfältigen ein Gut, machen es besser nutzbar und wirken nicht einschränkend.
Wenn man jemanden fotografiert, klaut man ihm nicht die Seele, wenn man den öffentlichen Raum fotografiert und veröffentlicht, privatisiert man ihn nicht und wenn man Musik mit anderen teilt, ist das kein Diebstahl.
Nachtrag
Und überhaupt, was ist das eigentlich für ein bescheuerter Titel der Pressemeldung?
Ungeregelte Darstellung öffentlicher Räume im Netz stoppen
Eine “ungeregelte Darstellung öffentlicher Räume”? Kann nicht erkennen, wo da überhaupt das Problem ist. Wieso sollte man denn regeln, wie öffentliche Räume öffentlich dargestellt werden?
Auch gut ist die “Monopolisierung” des öffentlichen Raums: http://www.heise.de/ct/meldung/Google-Street-View-sorgt-weiter-fuer-Erregung-1054466.html
Bernd
Aber ne kleine Anmerkung: man sieht es an der Videoüberwachung des öffentlichen Raums: es gibt hier einen Regulierungsbedarf.
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