Was Datenschutz angeht, scheint es zwei sehr unterschiedliche Ansichten zu geben. Die einen wollen ihre Daten vor allem vor der Öffentlichkeit schützen, andere vor allem vor nicht öffentlichen Datenschnüfflern.
Die aktuelle Diskussion um Google Streetview zeigt das sehr schon. Bei Google Streetview werden statische Bilder öffentlicher Straßenzüge im Internet dargestellt. Man sieht also die Straßen und die Fassaden der Häuser. Außerdem Leute und Autos, die während dem Zeitpunkt der Aufnahme gerade dort waren.
In Deutschland scheint es dagegen sehr viel Misstrauen zu geben. Fast alle traditionellen Parteien, allen voran CDU/CSU und die Grünen machen deswegen gegen Google mobil. Dabei werden hier öffentliche Informationen (Straßen sind Teil des öffentlichen Raums) der Öffentlichkeit angeboten.
In die Intimsphäre von einzelnen Personen wird nicht eingegriffen, denn die Photos sind ja statisch und geben nur wieder, was zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort passiert ist. Auch gibt sich Google mühen, die Personen durch Verwischen der Gesichter zu anonymisieren. Es ist sogar geplant, Personen automatisch aus den Bildern heraus zu schneiden, so dass gar niemand mehr zu sehen ist.
Dieselben Personen, die Streetview kritisch sehen, scheinen keine großen Probleme mit anderer Form von Überwachung zu haben: Sie haben nichts gegen Überwachungskameras und Vorratsdatenspeicherung, obwohl hier 1) sehr viel mehr Informationen anfallen und 2) die Informationen nicht öffentlich sind, d.h. dass die Inhaber der Informationen alleine diese auswerten können.
Man sieht das wohl deswegen nicht problematisch, weil es ja “die Guten” sind, die diese Daten erheben und verwalten: Der Staat sammelt und überwacht, um Verbrecher und böse Terroristen zu fangen.
Bei mir persönlich ist es genau anders herum: Ich habe Probleme mit Überwachung vor allem dann, wenn nicht klar ist, wer welche Daten hat und nicht klar ist, wie die Daten verwendet werden.
Manche Menschen sind eher dem Staat gegenüber kritisch, manche misstrauen eher ihren Mitmenschen.
Von meiner Mutter hörte und höre ich ganz oft den Spruch “Was sollen denn die Leute denken”, wenn ich öffentlich etwas tat, was sich in der Dorfgemeinschaft, wo ich aufgewachsen bin, eigentlich nicht gehört. Wenn man z.B. mit rosa gefärbten Haaren in der Gegend herum läuft, was sollen denn da die Leute denken? Oder wenn mittags noch die Rolläden an den Fenstern geschlossen sind, weil man die ganze Nacht in der Disko war, was sollen denn da die Leute denken?
Mir ist es relativ egal, was “die Leute” von mir denken. Nicht egal ist es mir aber, wenn eine Institution mehr Informationen über mich hat als ich über sie.
du sprichst mir so aus der seele. danke für die formulierung!
Der Blog ist übrigens das Ergebnis von gerade Mal 5 Minuten tippen, was mir gerade so durch den Kopf geht.
Deswegen nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen 😉