Die Stadt Kaiserslautern hat sich mit mehreren Jahrzehnten Verspätung endlich zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Nein. Fast. So ähnlich. Die Stadt Kaiserslautern hat ihre Innenstadt zur glasfreien Zone erklärt.
Damit auch jeder davon Kenntnis nimmt und es niemand wagt, die Glasverbotszone doch mit Glas zu betreten, wurden überall in der Innenstadt Schilder aufgestellt, die auf das Glasverbot hinweisen. Wirklich überall. Die Schilder stehen jeweils in wenigen Metern Entfernung voneinander und es ist fast unmöglich, irgendwo hin zu schauen, ohne eines der Schilder zu sehen.
Teilweise wurden eigene Stangen installiert, um die Schilder anzubringen, es werden aber vor allem schon vorhanden Möglichkeiten genutzt. Von der an einen Rechtsverstoß grenzenden Verwendung der Pfosten von Verkehrsschildern, über Pfosten an Bushaltestellen bis hin zu Kunstwerken: Der Begriff “Schilderwald” erhält hier eine ganz neue Bedeutung.
Glas habe ich in der glasfreien Zone trotz Schilder-Overload übrigens trotzdem gesehen. Zum einen in Form von geöffneten Bierflaschen, die ganz friedliche Jugendliche heute Abend bei sich hatten, während sie vorm Pfalztheater chillten. Zum anderen als Müll an der Bushaltestelle Rathaus:
Dieser Bereich wird übrigens seit einiger Zeit videoüberwacht. Ein Schild, das auf die angebrachten Kameras hinweist, hielt in diesem Fall aber scheinbar niemand für notwendig.
Das Verbot von “Glasgetränkebehältnissen” gilt übrigens auch auf allen Kinderspielplätzen im Stadtgebiet von Kaiserslautern. Begeht meine Schwägerin jetzt eine Ordnungswidrigkeit, wenn sie sich weiterhin mit ihren Töchtern und Babynuckelflaschen aus Glas auf Spielplätze begibt?
Und was machen Brillenträger?
Auf den Schildern steht oben zwar in groß “glasfreie Zone”. Darunter ist aber erklärt, dass nur “Glasgetränkebehältnisse” verboten sind.
Brillenträger können wohl also vorerst aufatmen.
Ob ich mal ein Tablett mit Glas-Laborgeräten durch die Innenstadt balancieren sollte? Just for fun.
Man hat mir gesagt, wirklich kontrolliert wird erst ab 22 Uhr.